Museo svizzero del tiro Berna

Akademisches Schützenwesen - Teil 2

Studentenverbindungen an Eidgenössischen Ehr- und Freischiessen, wie die Eidgenössischen Schützenfeste (ESF) ursprünglich hiessen, sind erstmals an jenem in Genf 1851 nachgewiesen. Damals stifteten die Genfer Sektionen der Helvetia und der Zofingia Gaben für die siegreichen Schützen. Ob Mitglieder dieser Sektionen selbst aktiv teilgenommen haben, ist nicht überliefert.

Allerdings sind einzelne Studenten in den publizierten Gewinnerlisten von Genf und später regelmässig nachgewiesen. Ab dem ESF 1867 in Schwyz stiftete der Schützenverein Schweizerischer Polytechniker – ab 1871 als Schützenverein Schweizerischer Studierender – jeweils 100 Fr. Unter den Gewinnern tauchte er in den Absendlisten der ESF regelmässig auf: 1872 (Zürich), 1874 (St. Gallen), 1885 (Bern), 1887 (Genf), 1890 (Frauenfeld), 1892 (Glarus), 1895 (Winterthur), 1898 (Neuenburg), 1901 (Luzern), 1904 (St. Gallen) und 1907 (Zürich).

In den diversen offiziellen Festzeitungen sind teilnehmende Studentenverbindungen an den ESF durch Text und Abbildung dokumentiert wie in Bern 1885, Neuenburg 1898, Luzern 1901, St. Gallen 1904, Zürich 1907 usw. Als auf dem ESF 1898 in Neuenburg die 50-Jahr-Feier der Republik Neuenburg begangen wurde, konnten sich die lokalen Studentenverbindungen an drei Tagen in Szene setzen: Zuerst am 16. Juli die Belles-Lettriens mit einem eigenen Umzug, dann auf dem offiziellen Festumzug vom 17. Juli die lokalen Studentenverbindungen Zofingia, Belles-Lettres, Néocomia und Étude sowie am 20. Juli der Schweizerische Zofingerverein mit einer «Journée zofingienne». Neben den erwähnten Festzeitungen ist auch das Centralblatt des Schweizerischen Zofingervereins eine wichtige Quelle, weil darin oft von den jeweiligen Anlässen der Zofingia im Rahmen eines ESF berichtet wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg stand es schlecht um die persönliche Wehrbereitschaft. Einerseits nahm man an, es sei der letzte Krieg dieser Art gewesen, und man steuere nun in eine Periode des Friedens, andererseits hatte man noch den Generalstreik von 1918 präsent. Möglicherweise deswegen war an einer aktiveren Einbeziehung der Akademiker in das ESF gelegen. Darum fanden an den beiden darauffolgenden ESF 1924 in Aarau und 1929 in Bellinzona sogenannte Akademikertage statt, an denen aber noch keine Akademikerwettkämpfe durchgeführt wurden. Diese geschah erst auf dem ESF 1934 in Freiburg – wahrscheinlich, weil viele Angehörige des OK selbst Mitglied einer Studentenverbindung waren. Bis heute sind die Akademikertage ein fester Bestandteil eines jeden ESF.

Peter Weber, Sammlungsverantwortlicher im Schützenmuseum

 

Fotografie (Ausschnitt): Patriotische Kundgebung der Alt- und Jung-Zofingianer vor dem National-Denkmal in Neuenburg, am Mittwoch 20. Juli. Während der Rede von Herrn Jules Breitmeyer, Advokat, in Chaux-de-Fonds. R. Haefeli & Cie., Imp. Edit., La Chaux-de-Fonds.