Achtung! Hier wird geschossen!

Schiessen ist nicht jedermanns Sache. Muss es auch nicht. Dass ein Themenmuseum wie das Schützenmuseum insbesondere interessierte Schützinnen und Schützen und ein Fachpublikum anzieht und nicht den Mainstream, erstaunt wenig. So ist es denn auch nicht immer einfach, ein breiteres Publikum für die Sache zu begeistern. Allerdings habe ich festgestellt, dass es nebst denjenigen Leuten, die sich für das Museum (oder generell für Museen) nicht interessieren und schon daher keinen Besuch in Erwägung ziehen, auch diejenigen gibt, die den Besuch aus ganz spezifischen Gründen ablehnen und in diesem Sinne beispielsweise auch keine Sonderausstellung besuchen würden, selbst wenn diese thematisch ansprechend wäre. Das ist schade.

Der am meisten geltend gemachte Grund für einen «Nichtbesuch» ist, dass es im Schützenmuseum Waffen hat. Dieser Tatsache kann absolut nichts entgegengehalten werden. Immerhin geht es beim Kernthema ums Sportschiessen; das Gerät dazu ist die Waffe. Dass das Schiesswesen in unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr den gleichen Stellenwert hat, wie im Gründungsjahr des Museums 1885 und heute eher negativ als positiv behaftet ist, ist kein Geheimnis. Waffen werden erst einmal generell mit Gewalt, Leid und Tod in Verbindung gebracht und gelten als gefährlich. Vor diesem Hintergrund ist eine abschreckende Wirkung nachvollziehbar. Waffen sind in der Tat gefährlich, nämlich immer dann, wenn Sie unsachgemäss oder in strafbarer Hinsicht eingesetzt werden. Nun ist es aber so, dass Sportschützinnen und Sportschützen ausschliesslich auf Zielscheiben schiessen. Das Schützenmuseum befasst sich weder mit dem militärischen Gebrauch von Waffen, noch mit der Jagd. Dazu kommt die oberste Maxime, die nicht oft genug wiederholt werden kann: SICHERHEIT ZUERST! So führt denn auch der Schweizer Schiesssportverband aus: «Auf allen Ausbildungswegen, mit allen Sportgeräten und in allen Disziplinen gilt ein Grundsatz: Sicherheit steht an oberster Stelle. Wer sich nicht an die Regeln hält, hat in einem Schiessstand nichts zu suchen. Schützinnen und Schützen sind Sportler, sie sprechen deshalb auch nicht von Waffen, sondern von Sportgeräten. Geschulte Trainer, Schützenmeister und Richter achten darauf, dass im Schiessstand alle Sicherheitsvorschriften und Regeln eingehalten werden. Ungeübte Schützen sind nie alleine im Schiessstand, sondern werden immer individuell betreut.» (Faszination Schiesssport). Diese Prinzipien und Leitlinien sind zentral, wenn es um das Thema Waffen und insbesondere die Waffen im Schützenmuseum geht.

Anzufügen bleibt, dass bei uns im Hause in der Tat geschossen wird, nämlich auf der alten Kleider Frey Luftgewehr-Anlage aus dem Jahr 1952. Aber auch hier gilt selbstverständlich: SICHERHEIT ZUERST! Und wenn Sie (post Corona) einmal Zeit haben, freuen wir uns, wenn Sie Ihre Treffsicherheit gleich vor Ort demonstrieren, vielleicht verbunden mit dem Besuch der aktuellen Sonderausstellung. Namentlich die Kinder (Jungs und Mädels) finden es heute genauso toll wie seinerzeit im Kleider Frey!

Regula Berger
Direktorin im Schweizer Schützenmuseum und Meisterschützin auf der Kleider-Frey Luftgewehranlage aus dem Jahr 1952